Das Wort Propriozeption, auch Tiefensensibilität genannt, leitet sich vom lateinischem Wort „proprius“ ab, was soviel bedeutet wie „der Eigene“. Somit handelt es sich bei der Propriozeption also um eine Eigenwahrnehmung. Sie ist ein wichtiges Sinnesorgan, das uns dabei hilft, unsere Gelenks- und Körperbewegungen sowie die Position des Körpers oder bestimmter Körperteile im Raum wahrzunehmen. Sie ist wie eine Art „innere Landkarte“, die es uns z.B. ermöglicht, mit geschlossenen Augen in die Hände zu klatschen.

Die Rezeptoren, über die wir die Reize aufnehmen, befinden sich überall im Körper, wie beispielsweise in unseren Bändern, Gelenken, Muskeln und Sehnen. Sie nehmen die Reize unserer eigenen Bewegung auf, leiten sie an das Gehirn weiter und geben uns damit Rückmeldung über die Kraft- und Spannungsverhältnisse in unserem Körper, die Stellung unserer Gelenke im Raum und zueinander sowie über jegliche Art der Bewegung.

BEREICHE DER TIEFENWAHRNEHMUNG

Der Stellungssinn
Der Stellungssinn ermöglicht es uns, die Stellung unseres Körpers, der einzelnen Gelenke und Muskeln wahrzunehmen. So wissen wir auch mit geschlossenen Augen, wo sich unser Körper im Raum befindet und können auch ohne hinzusehen Bewegungen ausführen.

Der Bewegungssinn
Der Bewegungssinn hilft uns dabei, auch mit geschlossenen Augen die Richtung und die Geschwindigkeit einer Bewegung wahrzunehmen. Beispielsweise wissen wir danke des Bewegungssinns, ob wir in einem fahrenden Auto sitzen, ohne dabei auf die visuelle Wahrnehmung angewiesen zu sein.

Der Spannungssinn
Der Spannungssinn macht es möglich, dass wir willentlich und gezielt die Spannung der Muskeln beeinflussen können. Dies ist vor allem bei gezielten Entspannungsübungen notwendig.

Der Kraftsinn
Mit unserem Kraftsinn können wir abschätzen, wie viel Kraft wir für die Ausführung einer Bewegung benötigen. Erwarten wir etwas schweres zu heben, wird automatisch mehr Kraft aufgewendet, als bei etwas Leichtem.

STÖRUNG DER TIEFENWAHRNEHMUNG

Bei einer Störung gelingt es den Kindern nicht, ein differenziertes Körpergefühl zu entwickeln. Im Alltag äussern sich Schwierigkeiten in der propriozeptiven Wahrnehmungsverarbeitung durch unterschiedliche Verhaltensweisen:

  • die Kinder wirken motorisch grob und ungeschickt, z.B. durch unabsichtliches Anstoßen anderer Kinder oder am Türrahmen, häufige Verletzungen, Stolpern
  • die Kinder verlaufen sich leicht, erkennen Wege auch in bekannter Umgebung nicht wieder
  • es fällt ihnen schwer, Ordnung zu halten
  • die Kinder haben Schwierigkeiten beim Erlernen komplexer Bewegungsabläufe, z.B. beim Schreiben von Buchstaben, bei unterschiedlichen Schriftarten, beim Stricken, beim Binden von Maschen, etc.
  • die Kinder zeigen Schwierigkeiten, ihre Bewegungen zu steuern, z.B. beim Bremsen und Stoppen von Bewegung, bei der Kraftdosierung, beim Einhalten von Begrenzungslinien beim Malen
  • häufig fallen die Kinder durch langsames oder ineffektives Arbeiten auf, sind unkonzentrierter und weisen Lernstörungen auf

Körperlich sowie zwischenmenschlich nehmen diese Kinder nur schlecht Grenzen wahr und brauchen im Alltag klare Grenzen und Rituale. Daher fallen jene Kinder häufig auch in ihrem sozial-emotionalen Verhalten auf, z.B. durch die mangelnde Fähigkeit, Freundschaften zu knüpfen, Aggression und Schlaflosigkeit. Sie benötigen zudem häufige Wiederholungen sozialer Regeln.

Quellen:
S. S. Roley, et al.; Sensorische Integration – Grundlagen und Therapie bei Entwicklungsstörungen
Anna Jean Ayres; Bausteine der kindlichen Entwicklung
R. Zimmer, Handbuch der Sinneswahrnehmung

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LUFTSPRUNG – Praxis für Ergotherapie