Mein Kind hat Probleme beim Lernen – warum? und was kann man tun?

Kinder mit Probleme im Arbeitsgedächtnis

Vielen Kinder mit Lernproblemen verfügen über einen zu kleinen Arbeitsgedächtnisspeicher. Die Schwierigkeit jedoch ist, dass jene Probleme meist nicht direkt erkannt werden. Stattdessen fallen die Kinder vielmehr durch ihre Verhaltensweisen auf, die indirekt mit dem Arbeitsgedächtnis zusammenhängen. Folgende Verhaltensweisen können ein Indiz für Arbeitsgedächtnisprobleme bei Kindern sein:

  • Das Kind vergisst Aufträge, Pflichten oder Termine
  • Es muss neue Wörter viel häufiger hören, bis sie abgespeichert sind
  • Es vergisst Namen, Informationen oder Wege schnell wieder
  • Das Kind verlegt Spielsachen, auch Dinge die ihm wichtig sind
  • Es hat Mühe beim Lesen und beim Kopfrechnen
  • Es fällt ihm schwer mehrere Aufträge im Kopf zu behalten
  • Das Kind verliert schnell den Überblick bei verändernden Informationen, bringt sie durcheinander oder vergisst Teile
  • Es vergisst, wo es gerade in der Aufgabe steht, bzw. was es bereits erledigt hat und welche Aufgaben noch offen sind

Leider werden Arbeitsgedächtnisprobleme schnell als Faulheit oder Desinteresse interpretiert. Dem ist jedoch häufig nicht so, ganz im Gegenteil: Das Kind versucht zwar gut zuzuhören und sich zu konzentrieren. Es kann aber das Gehörte aufgrund des kleinen Speichervolumens nicht vollständig aufnehmen. Um dennoch die Aufträge ordentlich zu bewältigen, muss das Kind viel mehr leisten, um den kleinen Speicher zu kompensieren als andere. Folglich ermüden jene Kinder schneller und vielfach merken sie, dass sie trotz enormer Anstrengung kein zufriedenstellendes Ergebnis bringen können, was sie demotiviert und vielleicht sogar verzweifeln lässt.

Gedächtnisprobleme sind weitverbreitet

Viele Kinder die in einem Bereich Schwierigkeiten aufweisen, zeigen ebenfalls im Arbeitsgedächtnis Probleme. Warum ist das so?

Das Arbeitsgedächtnis kann in unserem Gehirn nicht an einen Ort lokalisiert werden, das bedeutet, dass für diese Gedächtnisleistung alle möglichen Hirnregionen hinzugezogen werden. Zeigt sich somit in einer Region eine Schwäche oder sogar eine Schädigung, kann dies bereits Auswirkungen auf das Arbeitsgedächtnis haben. Ein weiterer Grund ist der lange Entwicklungszeitraum. Im Vergleich z.B. zur Motorik, deren Entwicklung in wenigen Jahren abgeschlossen ist, reift das Arbeitsgedächtnis zwischen 25 – 30 Jahre, und ist somit über einen längeren Zeitraum anfällig für negative Ereignisse.

Somit gehen Schwierigkeiten im Arbeitsgedächtnis meist auch mit folgenden Schwierigkeiten, Störungen und Krankheiten einher:

  • Lese-Rechtschreib-Schwäche
  • Dyskalkulie
  • Sprachentwicklungsstörung
  • ADHS
  • Frühgeburt
  • Schädel-Hirn-Trauma
  • Epilepsie
  • Krebserkrankung
  • Erbkrankheiten
  • uvm.

Was hilft bei Arbeitsgedächtnis Schwierigkeiten

Es gibt zwei Möglichkeiten, wie das Arbeitsgedächtnis entlastet werden kann: einmal durch Automatisierung (die bereits beim Lesen erwähnt wurde) und andererseits durch zunehmendes Wissen, um Anknüpfungspunkte zu ermöglichen (auch durch das Erlernen von Lernstrategien möglich). Ein gezieltes Gedächtnistraining braucht jedoch Zeit, ist aber langfristig zielführend. Dabei werden gezielt mit dem Kinder Strategien zur Merkfähigkeit erarbeitet und immer wieder angewendet. Diese stetige Wiederholung ermöglicht einerseits eine Automatisierung in der Anwendung von Verknüpfungen und andererseits wird der Merkspeicher dadurch vergrößert.

Neben dem gezielten Gedächtnistraining kann das Kind auch Zuhause bereits kurzfristig unterstützt werden. Zu Beginn ist es wichtig, dass zu allererst das Umfeld des Kindes umgestellt wird, denn Kinder mit Arbeitsgedächtnisschwierigkeiten haben bereits eine lange Episode an Misserfolgen hinter sich. Deshalb ist es umso wichtiger, den Kindern Erfolgserlebnisse zu ermöglichen. Die Motivation und die Emotionen sind das Um und Auf, wenn es um das Lernen geht.

Wie kann das Umfeld helfen? ⇒⇒⇒ Das Stichwort ist „simplify!“ – also „machs einfacher!“

Versuchen Sie einfacher mit dem Kind zu kommunizieren:

  • einfache Wörter verwenden
  • kurze und klare Anweisungen geben
  • wichtige Informationen mehrmals sagen
  • das Kind die Information wiederholen lassen

Aufgaben vereinfachen:

  • Teilschritte bei Erklärungen, nicht alles auf einmal
  • Kurze Sätze z.B.  im Diktat oder bei Arbeitsanweisungen
  • kürzere Aufgaben (zeitlich einteilen)
  • Vertrautheit mit dem Material oder Inhalt schaffen (z.B. beim Lernen Dinge zum Greifen hinzuziehen)

Erinnerungshilfen verwenden:

  • Aufgaben visualisieren (Abläufe mit Bildkarten aufzeichnen)
  • Checkliste erstellen
  • Foto mit dem Zielzustand erstellen
  • Notizen machen
  • Zusammenfassungen machen
  • Aufgabenheft
  • Inneres Sprechen unterstützen (sich selber Anweisungen geben)
  • Innere Bilder unterstützen (einzelne Schritte im Kopf vorab vorstellen)

Wichtig: Haben Sie Geduld und vergessen Sie nicht ihr Kind für die kleinen Schritte zu loben!

Nehmen Sie unverbindlich Kontakt mit uns auf, wir informieren Sie gern.

LUFTSPRUNG – Praxis für Ergotherapie